Wir sollten mehr mit Ulli über Freiheit reden.

(„We should talk more about freedom with guys like Ulli.“ – English version below)

Samstagabend bin ich mit dem Fahrrad am Fluss entlang nach Hause gefahren; ich brauchte ein wenig innerstädtische Natur, es war spät, daher habe ich eine Schwingpforte, die einen für Fahrräder unerwünschten Bereich markiert für mich neu bewertet als „naja, das betrifft ja bestimmt nur den Tag, wenn hier viel los ist.“, und bin kurzer Hand durch gefahren.

„Hey! Hier ist Fahrrad-freier Raum! Kannst du nicht drum herum fahren?!“ – so oder so ähnlich raunzte mich der schmale Mann, Mitte fünfzig, mit grauem Mehrtagesbart von der Seite an. „Wieder so ein Paragraphenreiter, der nur Unruhe stiften will!“, seufzte ich innerlich. Ich hielt kurzerhand an und erwiderte was sich freundlich und bestimmt anfühlte „es ist doch überhaupt nichts los, was stört dich das Fahrrad?“. Und Ulli – selbst Radfahrer, wie ich später erfuhr, erklärte mir: „Dieser Weg ist einfach nicht für Fahrräder gedacht, weil man hier einfach mal in Ruhe gehen will. Es gibt doch auch die Fahrradstraße.“ Ich rechtfertigte mich, ich hätte ja darüber nach gedacht, es sei spät, ich hatte Sehnsucht nach Grün gehabt und sei deshalb durch gefahren – schon auch mit schlechtem Gewissen, gab ich zu. Nach einigem Hin und Her darüber, wie sehr Fahrräder nun störten oder nicht, was sich mittlerweile zu einem angenehmen Gespräch entwickelt hatte teilte Ulli seinen tiefer sitzenden Frust, der über Radräume hinaus reicht: „Die Leute sind einander irgendwie egaler. Es macht sowieso jeder, was er will.“

„Es ist alles erlaubt, das dir und anderen nicht schadet!“ – nach diesem Wert lernte ich wie viele andere Kinder, was individuelle Freiheit bedeutet. Die Überzeugung dahinter ist in der deutschen Gesellschaft besonders tief verankert: persönliche Freiheit gilt als ein besonders hohes Gut, auf ihr fußt unser Grundgesetz seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Studien belegen, dass das Deutsche Freisein, auch im internationalen Vergleich, von besonderer Bedeutung ist (z.B. Das Allensbach Institut für Demoskopie, IfD [link führt zur Studienübersicht]). Diese Selbstverständlichkeit, dass uns Freiheit zusteht, ändert unsere Wahrnehmung wenn sie bedroht ist oder in Gefahr gerät (Ja, schon wieder ein *Reaktanz-Verweis). Aber irgend etwas in diesem Freiheitsgefühl hat sich verändert: seit 2022 führt Freiheit den deutschen Wertekanon an, sagt das IfD Allensbach, ein Trend der sich bis zum Messzeitpunkt der letzten Studie, Ende 2023, verfestigt hat (ebenfalls hier verlinkt). Im Diskurs ist Freiheit weniger ein Wert als eine Waffe, ein Schild und manchmal ein ‚Totschlagargument‘. Und Schuld ist die Coronapandemie? Ich glaube, das war nur ein besonders prägnantes Beispiel.

Ulli hat die Wendezeit hautnah mit erlebt: das Davor im grenznahen Westen mit dem autoritären Staat hinter der Mauer, dem wilden Westberlin auf der anderen Seite und das Danach der Neusortierung. „Zu Anfang war das ja gut, das Freiheit-fordern. Weniger Polizei und so. Grade hier im Kiez.“ Neukölln meint er – Ort der Gastarbeiter, Ort einer Linken Szene. „Aber irgendwann war ein Punkt erreicht, da kippte irgendwas. Und da geh ich nicht mehr mit.“ – die Art der Anti-Polizei Gewalt, oder schlicht der Müll, den Leute hier im Park liegen ließen und dann begründen, sie zahlten doch Steuern, dafür sei der Staat doch da. Man könnte Ulli nun das süddeutsche Bedürfnis nach Ordnung unterstellen, das sich nicht von der Berliner Schnauze hat abwaschen lassen, aber das täte ihm unrecht. Seine Kritik ist subtiler; er nimmt eher eine Veränderung der Freiheitsräume wahr, ihrer Größe, aber auch ihrer Architektinnen und Architekten. Ulli hat das Gefühl, Menschen denken andere Menschen weniger mit, wenn sie ihre Freiheitsräume bauen. Es ist alles erlaubt. Der Schaden fällt unter den Tisch.

Ein Testlabor für den Kampf um Freiheiten war die COVID-19 Pandemie. Obwohl weitgehender Konsens darüber besteht, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die persönliche Freiheit einschränkten, gingen die Meinungen und der Umgang damit weit auseinander. Während einige die staatlichen Eingriffe als notwendige temporäre Maßnahme zur Wiederherstellung langfristiger Freiheit sahen, kritisierten andere die Einschränkungen scharf, ja forderten gar einen radikalen Systemwechsel, um ihrem vermeintlichen Verlust der Freiheitsrechte entgegenzutreten. Im Zentrum dieser Debatten steht immer wieder die Frage: Wo endet die individuelle Verantwortung, und wo beginnt die Notwendigkeit eines gesetzlich festgelegten Handlungsspielraums? Diese Frage beschäftigt Philosophen, Ökonomen und politische Denker bereits seit Jahrhunderten (und mich – hier ein alter Blogbeitrag dazu).

Die Philosophie akzeptiert die Mehrdimensionalität der Freiheit, wobei „frei von etwas sein“ und „frei sein, etwas zu tun“ zwei Seiten derselben Medaille sind (z.B. hier wahnsinnig spannend aus Sicht der Archäologie). Sozial- und Naturwissenschaften formulieren aus beiden Seiten jeweils ein Ideal: Der österreichische Ökonom Friedrich August von Hayek betonte in seinem 1960 erschienenen Werk Die Verfassung der Freiheit, dass Freiheit vor allem die Abwesenheit von Zwang durch andere Menschen bedeutet (ähnlich beim Philosoph Fichte). Eher naturwissenschaftliche Betrachtungen sehen dem gegenüber vor allem die Willensfreiheit als die Fähigkeit des Menschen, aus eigenem Antrieb neue Kausalketten zu erschaffen. Oder einfacher: wir sind frei, zu denken und danach zu handeln. Ein Wurm, der sich durch einen Apfel frisst, hat vor allem eines: Hunger. Eva allerdings, vor dem Baum der Erkenntnis stehend, wusste was sie tat, als sie zugriff und aß. Begann sie die ‚Erbsünde‘ oder vielleicht die erste aufklärerische Tat der Menschheitsgeschichte? Aber zurück zu den Denkschulen der Freiheit: Das deutsche Grundgesetz bringt die unterschiedlichen Perspektiven wieder zusammen: „Jeder Mensch darf sein Leben so leben, wie er möchte. Jeder Mensch hat die Freiheit zu machen, was er möchte. […] Niemand darf die Rechte anderer Menschen verletzen.“ (Deutsches Grundgesetz in leichter Sprache, Artikel 2 [link führt zur Downloadseite]).

Für Ulli kann die Frage damit beantwortet werden, dass man die Räume der anderen respektiert – zum Beispiel, dass man nicht dort Fahrrad fährt, wo der Raum gemeinschaftlich definiert wurde als ein Raum der Entschleunigung, wo Menschen sich nicht erschrecken müssen vor oder gar in der Konsequenz verletzt werden von schnellen Rädern. Für Ulli hat Freiheit auch was mit Fairness zu tun, dass wir unser Gegenüber mitdenken (hier habe ich im Zuge der Coronavirus-Pandemie darüber geschrieben). Am Rande erwähnt er, dass er „im Sozialen“ arbeitet, vielleicht kommt es daher, dass sich in seinem Empfinden auch hier etwas verändert habe. Ich mutmaße, es habe vielleicht damit zu tun, dass sich unsere Gemeinschaften verändert haben: mehr schwache Verbindungen in unserem Netzwerk, dafür größere Netzwerke, die sich über das zwischenmenschliche ins digitale strecken. „Networked Societies“ hat Manuel Castells das schon 1996 genannt und meint damit die Struktur, die die globale Gesellschaft im Zeitalter von Internet und Technologie zusammenhält. Es gäbe, so Castells, einen gemeinsamen Kern, der diese Gesellschaftsform ausmache, und es sei Teil der Netzwerklogik, dass nicht jeder darin eingeschlossen sei (hier mehr in einem Blog des Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft).

Ulli ist sich sicher, insbesondere die sozialen Medien hätten dazu beigetragen, dass wir einander weniger nah sind, Fairness weniger aushandeln, einander auch weniger wichtig sind. Ich glaube, es ist eine Henne-Ei-Frage. Wir haben angefangen, uns mehr um uns selbst zu drehen, lange bevor der erste Post gemacht wurde. Mit der Auflösung der Familienstrukturen dank der Industrialisierung, der Globalisierung und dem Versprechen vom individuellen Glück, das in all dem liegt (siehe zum Beispiel Ullrich Beck zur Individualisierung und Bastelbiografie). Aber klar, die Medien sind ein Spiegel und Katalysator von Gesellschaftsvisionen, in denen das besonders Individuelle besonders erstrebenswert ist und ‚die Anderen‘ entweder der Vergleichsraum, aus dem man herausstechen, oder die Followerschaft, der man gefallen will. Und das macht etwas mit unserem Freiheitsempfinden (in beide Richtungen, wie eine Studie aus 2022 zeigt.).

Das Konzept der „intuitiven Freiheit“ steht neben rechtlichen oder philosophischen Aspekten von Freiheit. Es ist ein Konstrukt, das aus den Regeln und Werten besteht, mit denen wir aufwachsen, und den Erwartungen, die wir an uns selbst und andere stellen innerhalb dessen unsere Freiheit stattfindet („moralische Sozialisation“ – hier mehr dazu). Eine passende Metapher wäre vielleicht, sich vorzustellen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die einen großen Backofen teilt. Jeder und jede kann frei entscheiden, wann und wie er oder sie ein Brot backen möchte. Der Teig, das Rezept – all das liegt in unseren Händen. Doch der Ofen, also die Struktur innerhalb derer diese Freiheit ausgeübt wird, verlangt bestimmte Regeln, damit wir alle ihn nutzen können: Backformen, Nutzungsdauer, Reinlichkeit, etc.. Die gleichen Studien von Allensbach, die ich oben zitiert habe, zeigen auch: Mit Freiheit stiegen auch die Werte Ehrlichkeit und Anerkennung (mehr auch in Studien die Allensbach mit einer Rechtsberatung herausgibt). Darin steckt sicher auch das, was Ulli sich wünscht: „Haltet euch an die Regeln und wertschätzt, wenn ich es tue. Es hat doch immer so funktioniert!“ Wenn der Freiheitsbegriff sich aber dann auf haarigere Freiheiten ausweitet: Meinungsfreiheit, Redefreiheit, oder auch die Freiheit, sich eine neue Gesellschaftsvision auszudenken, bekommt dieses Rahmenwerk risse: Die Gedanken sind frei, … oder? Ulli beklagt die Verrohung der Sprache und des Sagbaren. Das langsame Verschieben der einst geregelten Grenzen hin zu einer neuen Wirklichkeit der Meinungsfreiheit, die fast alles erlaubt (leider extrem passend dazu ein Interview mit Rene Springer, VS AfD in Brandenburg vom 23.9.24).

Eigentlich besteht Einigkeit in der Grundregel: Freiheitsräume sind gut, solange wir ihre Grenzen kennen, mit ihnen einverstanden sind, und solange diese für alle gleich gelten. Dazu gehört auch das Autoritäts-Paradox: Wir wollen frei sein, aber sobald Regeln eingeführt werden, erwarten wir Kontrolle. Gleichzeitig geben wir die Verantwortung für unsere Freiheit bis zu einem bestimmten Punkt gerne ab solange wir keine Einschränkungen wahrnehmen – immerhin kennen wir die Regeln und auch ihre Grauzonen. Ein weiteres Paradoxon zeigt sich in der Frage wessen Aufgabe es eigentlich ist, Freiheit zu schützen und zu verteidigen? Der deutsche Freiheitsindex, der seit 2011 vom John Stuart Mill Institut in Kooperation mit dem Institut für Demoskopie Allensbach erstellt wird, gibt Einblicke in das Verständnis von Freiheit in Deutschland. Die Ergebnisse der letzten Jahre legen den Finger in die Mitte des Paradoxes: Während der Wert der Freiheit in der Bevölkerung abstrakt an Bedeutung gewinnt, wächst gleichzeitig der Ruf nach mehr staatlicher Regulierung, was letztlich die individuelle Freiheit einschränkt. Wenn aber staatliche Regulierungen unsere intuitive Freiheit herausfordern, zum Beispiel in mehr werdenden gesellschaftlichen Krisen wie der Pandemie, zunehmenden Kriegen, oder dem Klimawandel, dann müssen wir zurück ans Reißbrett und unsere Normen und Werte neu definieren, damit sie sich in die neue Wirklichkeit einfügen – oder gegen die Einschränkungen rebellieren.

Das zu erkennen passt nicht in mein Selbstbild. Wo schließe ich wohl noch die anderen aus, wenn ich meine Freiheitsräume rechtfertige? Denn das zeigt die Theorie auch: Freiheitsräume sind immer Verhandlungsräume – von Paaren, Gruppen, Familien oder eben Gesellschaften. Wir sind für Maßnahmen gegen den Klimawandel, kommen diese Maßnahmen zu nah, rechtfertigen wir, warum wir es damit nicht so genau nehmen (siehe dazu Vieira, et al. (2023), aber auch Harris & Lee (2017), oder Baiardi (2022) zu unserem Verhalten zum Klimawandel). Ich gestikuliere wild, als ich Ulli diesen Gedankengang in die Luft malte: „Und diese verschiedenen Räume überlappen sich, stehen in Bezug zu einander, stören sich manchmal und sind einander unter- oder übergeordnet. Aber zusammen geben sie uns ein ziemlich gutes Navigationssystem für unsere Freiheiten und Verhaltensmöglichkeiten.“, fange ich an und Ulli nickt. „Dass sich diese Räume stören und ändern, ist Teil des Konzepts.“, referiere ich weiter, „allerdings habe ich den Eindruck, dass sich etwas an der Art verändert hat, wie unsere unterschiedlichen Räume sich begegnen: Wo es früher eher Seifenblasen in einem Rahmen waren, die sich sanft begegneten, verbanden, vereinen oder trennten, wenn mal ordentlich durchgepustet wurde, sind es jetzt eher harte Murmeln, die um den Platz in diesem Rahmen kämpfen, einander beschädigen, bevor sie einander nahe kommen und Zwischenräume der Einsamkeit schaffen, wo die verlorenen Vermittler und Vermittlerinnen sitzen, die zwischen den Räumen vermitteln wollen.“

Ich habe das Gefühl, Ulli kennt diese Zwischenräume, wie er da so in seiner Jeansjacke versunken am Samstagabend in die Dunkelheit starrt. Und er macht sich Sorgen: „Die Leute werden ruppiger und egoistischer. Nicht nur im Park. Alle sind so mit sich selbst beschäftigt.“, sagt er. Den gleichen Gedanken hat auch Manuel Castells, als er sich 2023 noch einmal mit seiner Gesellschaftstheorie der Networked Society auseinander setzte (hier das Paper). Und der letzte Satz seines Papers zeichnet eine düstere Zukunft: „Thus, the same networks that organize the performance in all human activities are becoming the vehicles of our collective doom.“ – einfach übersetzt: die gleichen Netzwerke, die alle menschlichen Aktivitäten organisieren, werden unseren kollektiven Untergang bringen.

„Ich bin so froh, dass wir ins Gespräch gekommen sind!“, sagt Ulli irgendwann, als es so langsam kalt wurde. Ich stimme zu und bedanke mich für die Chance, mich zu erklären, und das Gespräch, was daraus erwachsen ist. Und dann ergänze ich noch ein letztes Thema, das mir in meiner Forschung immer wichtiger wird: Dass es einen Unterschied macht, wie wir mit einander sprechen: „Es ist ein völlig anderer Gesprächseinstieg, wenn ich anerkenne, was du sagst – nicht nur wie jetzt, wenn ich eigentlich ja deiner Meinung bin, sondern auch und insbesondere dann, wenn ich nicht überein stimme. Denn das stellt Nähe her, die wiederum ein produktiveres Gesprächsklima schafft.“ Und das brauche außerdem Geduld und ein wenig Zeit, sind wir uns beide einig. „Und wer nimmt die sich heute noch?“, fragt Ulli ein wenig resigniert.

Ich verspreche ihm, ich würde am selben Abend noch einen Blogpost schreiben, in dem ich dafür werbe, dass wir alle das wieder mehr machen sollten: Mit Fremden, mit Menschen, die anderer Meinung sind, mit Freund:innen und Kolleg:innen einfach wieder mehr sprechen; auch über vermeintlich ‚gefährliche‘ Themen wie Politik oder auch unsere – wahrscheinlich geteilte – Überforderung mit der Lage der Welt. Gemeinsam können wir die Komplexität ausloten, anerkennen und vielleicht ein wenig ordnen. Das ist anstrengend, aber das bringt uns auch zusammen (hier habe ich an anderer Stelle auf meinem Blog schon zum Umgang mit Trollen im Internet und hier u.a. zu Empathie geschrieben). Ulli und ich verabschieden uns herzlich und wissen wahrscheinlich beide, dass ich (noch?) in eine Utopie hinein sinniere, denn glaubt man aktuellen Studien, so gilt:

Ich fühle die gleiche Sehnsucht im Zuge der Schwere der Gegenwart. Trotzdem halte ich es mit Philosoph und Politikwissenschaftler John Stuart Mill, der bereits im 19. Jahrhundert schrieb, dass Freiheit nicht nur ein Privileg, sondern auch eine Verantwortung sei (hier mehr über Mills Freiheitsbegriff). Und folge den Gedanken weiter spinnend Hanna Arendt, die schrieb: Freiheit könne nur in den Beziehungen zwischen Menschen erfahren werden (hier in der Vorlesung zu Freiheit und Politik). In diesem Sinne ist Freiheit weniger eine absolute Kategorie als vielmehr das immer wieder neue Ergebnis eines kontinuierlichen sozialen Prozesses – und vielleicht genau deshalb immer wieder ein Thema leidenschaftlicher Debatten und Aushandlungen.

We should talk more about freedom with guys like Ulli.

Saturday evening, I was riding my bike along the river on my way home; I needed a bit of inner-city nature. It was late, and I decided to reinterpret a swing gate that marked an area where bikes weren’t wanted. „Well, this probably only applies during the day when it’s busy,“ I thought, and simply rode through.

„Hey! This is a bike-free zone! Can’t you ride around?!“ – or something like that. A slender man in his mid-fifties with a few days’ worth of gray stubble barked at me from the side. „Another rule-stickler just trying to cause trouble!“ flashed through my head. I stopped abruptly and replied with what I thought sounded friendly yet firm, „There’s no one around. What’s bothering you about the bike?!“ And Ulli – also a cyclist, as I later learned – explained, „This path just isn’t meant for bikes because people want to walk here in peace. There’s a bike lane for that.“ I justified myself, saying I had thought about it, that it was late, I longed for some greenery, and so I rode through – admittedly, with some guilt. After some back-and-forth about how much bikes disturbed people or didn’t, which had now turned into a pleasant conversation, Ulli shared his deeper frustration: „People seem to care less about each other. Everyone just does what they want.“

“It’s all allowed, as long as it doesn’t harm you or others!” – like many other children, I learned what individual freedom meant through this value. The belief behind it is particularly deeply rooted in German society: personal freedom is considered a precious good, on which our Basic Law is based since the end of World War II. Studies show that being free is especially important to Germans, even in international comparisons (e.g., The Allensbach Institute for Public Opinion Research, IfD [link leads to study overview]). This assumption that freedom is our due changes our perception when it is threatened or in danger (yes, another *reactance reference). But something in this feeling of freedom has changed: since 2022, freedom leads the German value system, according to IfD Allensbach, a trend that solidified by the time of the last survey at the end of 2023 (also linked here). In the discourse, freedom is less of a value and more of a weapon, a shield, and sometimes a conversation-ender. Is the pandemic to blame? I think it was just an especially striking example.

He had experienced the period of German reunification firsthand: life in the borderlands of the West, the authoritarian state behind the Wall, the wild West Berlin on the other side. “At first, demanding freedom was good. Less police and so on. Especially here in the neighborhood.” He meant Neukölln – a place for guest workers, a hub for the left-wing scene. „But at some point, something tipped. And I couldn’t go along with it anymore.“ – People leaving trash in the park and then saying they pay taxes, so the state should deal with it. You might now attribute to Ulli a southern German need for order that Berlin’s rough edge hadn’t washed away, but that wouldn’t be fair. His criticism is subtler; he perceives a change in the spaces of freedom – their size but also their creators. Ulli feels people are less mindful of others when creating their spaces of freedom. Everything is allowed. The harm, that’s part of the second sentence in the German law, gets swept under the rug.

A test lab for the battle over freedoms was the COVID-19 pandemic. Although there was broad consensus that the measures to contain the pandemic restricted personal freedom, opinions and reactions varied widely. While some saw state interventions as necessary temporary measures to restore long-term freedom, others sharply criticized the restrictions, with some even calling for a radical change in the system to combat what they perceived as a loss of their rights. At the heart of these debates is the recurring question: Where does individual responsibility end, and where does the need for legally defined boundaries begin? This question has occupied philosophers, economists, and political thinkers for centuries.

Philosophy acknowledges the multidimensionality of freedom, where „freedom from something“ and „freedom to do something“ are two sides of the same coin. Social and natural sciences each formulate an ideal from these two sides: Austrian economist Friedrich August von Hayek emphasized in his 1960 work The Constitution of Liberty that freedom primarily means the absence of coercion by others. More scientifically inclined perspectives see free will as the human ability to create new causal chains of their own volition. Or simply put: we are free to think and act on those thoughts. This perspective is mirrored in the story of Eve and the apple: while the butterfly lands on the apple and follows a mechanical pattern, Eve acts deliberately and with reflection. Eve knew what she was doing when she reached out and ate it. Was she committing original sin or perhaps the first enlightened act in human history? The German Basic Law brings both perspectives together again: “Every person is allowed to live their life as they wish. Every person has the freedom to do what they want. […] No one is allowed to violate the rights of others.” (German Basic Law in plain language, Article 2).

For Ulli, it starts with respecting other people’s spaces – like not riding a bike where the space has been collectively defined as a place of deceleration, where people shouldn’t have to be startled or injured by fast wheels. For Ulli, freedom also has something to do with fairness, that we consider others in our actions. He casually mentions that he works „in social services,“ maybe that’s why he feels something has shifted in this regard. I speculate that it might have to do with changes in our communities: more weak ties in our networks, but larger networks that stretch from the interpersonal to the digital. Manuel Castells called this „Networked Societies“ back in 1996, referring to the structure that holds global society together in the age of the internet and technology. According to Castells, there’s a shared core that defines this form of society, and it’s part of the network logic that not everyone is included. Ulli is convinced that social media has contributed to making us less close to each other, less inclined to negotiate fairness, and less important to each other. I think it’s a chicken-and-egg question. We started focusing more on ourselves long before the first post was made – with the dissolution of family structures thanks to industrialization, globalization, and the promise of individual happiness embedded within all that. But yes, the media is both a mirror and a catalyst for societal visions in which individualism is highly prized, and ‚the others‘ are either the comparison from which to stand out or the followers to please. And that affects how we perceive freedom.

The concept of „intuitive freedom“ stands beside legal or philosophical aspects of freedom. It’s a construct made up of the rules and values we grow up with and the expectations we place on ourselves and others within which our freedom takes place. A fitting metaphor might be to imagine living in a society that shares a large oven. Everyone can freely decide when and how they want to bake bread. The dough, the recipe – all of that is in our hands. But the oven, that is, the structure within which this freedom is exercised, demands certain rules so we can all use it: baking forms, time limits, cleanliness. The same studies I cited above also show that with freedom, the values of honesty and recognition have risen too. That’s certainly part of what Ulli wishes for: „Stick to the rules and appreciate it when I do. It’s always worked this way!“ But when the concept of freedom expands to thornier freedoms like freedom of speech, freedom of expression, or the freedom to imagine a new societal vision, this framework gets cracks: Thoughts are free, right? Ulli laments the coarsening of language and what’s acceptable to say. The slow shifting of previously established boundaries to a new reality of free speech that allows almost anything.

There’s actually agreement on one basic rule: freedom is good as long as we know its boundaries, agree with them, and they apply equally to everyone. This also includes the authority paradox: we want to be free, but as soon as rules are introduced, we expect control. At the same time, we willingly relinquish responsibility for our freedom up to a certain point, as long as we do not perceive any restrictions—after all, we know the rules and their gray areas. Another paradox emerges in the question of whose responsibility it is to protect and defend freedom. The German Freedom Index, which has been created since 2011 by the John Stuart Mill Institute in cooperation with the Allensbach Institute for Public Opinion Research, provides insights into the understanding of freedom in Germany. The results of recent years highlight the core of the paradox: while the value of freedom increases abstractly in society, the call for more government regulation, which ultimately restricts individual freedom, also grows. However, when state regulations challenge our intuitive sense of freedom—such as in increasing societal crises like the pandemic, growing wars, or climate change—we need to go back to the drawing board and redefine our norms and values so they fit into the new reality, or we rebel against the restrictions.

Recognizing this didn’t fit with my self-image anymore. Where else am I excluding others when I justify my own freedom spaces? This is what theory shows too: freedom spaces are always negotiation spaces—whether among couples, groups, families, or even societies. I gestured wildly as I painted this thought in the air for Ulli: „And these different spaces overlap, relate to each other, sometimes interfere with each other, and are hierarchically arranged. But together, they give us a pretty good navigation system for our freedoms and possibilities for behavior.“ I began, and Ulli nodded. „That these spaces interfere and change is part of the concept,“ I continued, „However, I have the impression that something has changed in how our different spaces encounter each other: where they used to be like soap bubbles in a frame, gently meeting, merging, uniting, or separating when blown upon, now they are more like hard marbles fighting for space in the frame, damaging each other before they come close, creating gaps of loneliness where the lost mediators sit who want to mediate between the spaces.“

I feel like Ulli knows these in-between spaces, as he sits there in his denim jacket on a Saturday evening, staring into the darkness. And he’s worried: „People are getting rougher and more selfish. Not just in the park. Everyone is so preoccupied with themselves,“ he says. Manuel Castells had the same thought when he revisited his theory of the Networked Society in 2023. And the last sentence of his paper paints a bleak future: „Thus, the same networks that organize the performance in all human activities are becoming the vehicles of our collective doom.“ – simply put: the same networks that organize all human activities are leading to our collective downfall.

„I’m so glad we had this conversation!“ Ulli says at some point, as it slowly gets cold. I agree and thank him for the chance to explain myself and for the conversation that grew out of it. Then I add one last topic that is becoming increasingly important in my research (here on dealing with trolls on the internet, here among others on empathy): that it makes a difference how we talk to each other. „It’s a completely different entry point to a conversation if I acknowledge what you say—not just like now, when I actually agree with you, but especially when I don’t. Because that creates closeness, which in turn fosters a more productive conversation climate.“ And that also requires patience and a little time, we both agree. „And who still takes that time today?“ Ulli asks, a little resigned.

I promise him that I will write a blog post that same evening advocating that we all do this more often: talk more with strangers, with people who have different opinions, with friends and colleagues—even about seemingly dangerous topics like politics or our (probably shared) overwhelm with the state of the world. Together, we can explore, acknowledge, and perhaps sort through the complexity a bit. It’s exhausting, but it also brings us together. Ulli and I part warmly, probably both knowing that I am (still?) pondering a utopia because, if we believe current studies, it seems:

I feel the same longing amid the heaviness of the present. Still, I side with philosopher and political scientist John Stuart Mill, who wrote in the 19th century that freedom is not just a privilege but also a responsibility. In the same spirit, Hannah Arendt wrote: freedom can only be experienced in relationships between people. In this sense, freedom is less of an absolute category and more the ever-new result of a continuous social process—and perhaps precisely for this reason, always a topic of passionate debates and negotiations.